LC4 - Legende mit Ende?

Der Ursprung von KTM geht bis auf die Schlossereiwerkstatt Hans Trunkenpolz in das Jahr 1934 zurück. Der Markenname KTM wurde 1951 erstmals für Motorräder mit der Modellbezeichnung KTM R 100 verwendet. Und auch schon damals war KTM mit dem Motorsport verbunden.

 

Der LC4 Motor ist unter leidenschaftlichen KTM Fahrern eine Legende. Seine Wurzeln gehen auf das Jahr 1987 zurück und bezeichnet den mit Flüssigkeit gekühlten 4-Takt Motor mit 1-Zylinder, damals noch mit 553 ccm.

 


LC4 - Liquid Cooled 4-Stroke

1987 war der LC4 aufgrund seiner Startprobleme und sehr rauhem Motorkauf noch ein reiner Sportmotor. 1991 rutschte KTM nach einigen schwierigen Jahren in den Konkurs. 1992 startet man mit einem neuen Hard Enduro Konzept und bringt 1994 den LC4 mit 620ccm als Enduro und Duke auf den Markt. Über die folgenden Jahre wird der LC4 Motor stetig weiterentwickelt, immer kultivierter und verdient sich als enorm sportlicher und starker 1-Zylinder Motor seine Sporen als Legende.

 

Man hört immer wieder von Problemen mit dem LC4 Motor. Hier gilt es festhalten, dass dieser ab Mitte der 90er verlässlich und spätestens seit der 2003er Generation ein standfester Motor ohne Kapriolen ist. Dementsprechend findet man heute viele LC4 Adventure Modelle mit beachtlichen Laufleistungen.

 

Im Jahr 2007 bekam der LC4 elektronische Einspritzung und gleichzeitig wirklich gute Manieren. Er stellt bis heute einen der leichtesten und leistungsstärksten 1-Zylinder Motoren dar, der in vielen KTM und seit 2015 auch in Husqvarna Modellen, in unterschiedlichen technischen Varianten, eingesetzt wird. Die aktuellste Evolutionsstufe erfüllt Euro 4 Vorgaben.

Die KTM Strategie von außen betrachtet


KTM 690 Enduro, SMC & Duke

Mit dem Baujahr 2016 hat KTM das Modell 690 Enduro R eingestellt. Aufgrund einer speziellen Euro 4 Regelung wird es die letzten 100 Stück sogar mit einer 2017 Erstzulassung geben. Darüber hinaus gibt es LC4 gibt es nur noch als Duke und Supermoto unter oranger Flagge.

LC4 für Husqvarna

Auch wenn man in diversen Internet Foren es oft anders liest sind die Husqvarna Modelle deutlich näher an ihren KTM Geschwistern wie dies so manchen gelb/blauen Fan recht ist.

 

Die Unterscheide beschränken sich auf leicht adaptierbare Komponenten wie Fahrwerk, Lenker-/brücken, kleine Rahmenanpassungen, Armaturen und Beleuchtung. Die Fahrzeuge sind technisch im Wesentlichen ident.

Husky 701 Enduro & Supermoto

Anfang 2013 hat KTM die Marke Husqvarna von BMW übernommen. Husqvarna werden an den gleichen Standorten gefertigt wie KTM Modelle.

 

2015 gab es die erste Husky mit dem KTM LC4 Motor auf dem Markt, die 701 Supermoto. Ein Jahr später folgte die 701 Enduro. 

 

Bei Husky gibt es noch immer eine Enduro mit LC4. Ab dem Modelljahr 2017 jedoch mit dem LC4 aus der Duke. Vorteile sind mehr Leistung und ruhigerer Motorlauf. Gleichzeitig fielen der Zündkurvenschalter und das manuelle Bad Fuel Programm weg.

 

KTM bietet einen ABS/MTC-Bad Fuel Dongle an. Es ist derselbe Dongle für viele Modelle. Bei genauem Lesen der Beschreibung erkennt man, dass sich die Bad Fuel Funktionalität jedoch nur auf Motoren mit > 72 KW (95 PS) bezieht. Das manuelle Bad Fuel Programm scheint mit dem Modelljahr 2017 beim LC4 "gestorben" zu sein.

 

Ein Bad Fuel Programm spielt in 701 Enduro leben jedoch nur im Tiefen Afrika oder Asien wirklich eine Rolle. Jeder wirklich professionelle Motortuner kann solches auch dem aktuellen 701er Modell beibringen - sprich einprogrammieren.

SVITPILEN & Svartpilen

KTM hat bei der EICMA in Mailand die Svitpilen und Svartpilen vorgestellt. Konkret sind die 401er Versionen auf 390er Basis und wird diese 2018 im Handel finden. 

 

Ebenso dürfen wir mit einer 701er Version des weißen und schwarzen Pfeiles rechnen.

Euro 5 das Ende für LC4?

2017 ist die Euro 4 Norm in Kraft getreten, 2020 tritt die Euro 5 Norm in Kraft. KTM bringt 2018 den 790er auf den Markt und wird diesen auch bei der Marke Husqvarna einsetzen.

 

Aus Marktsicht und innerhalb der Modellstrategie von KTM wird die 790er in Österreich im Bereich von knapp 11 bis 12 Tausender zu liegen kommen.

 

Die LC4 Modelle lagen zuletzt im Bereich bei 10-11 Flocken. Damit liegt der 1-Zylinder preislich viel zu Nahe am 2-Zylinder, zumal der 2-Zylinder die 100 PS Grenze knapp erreichen wird.

 

Die hohen Produktionskosten des LC4 sind ein offenes Geheimnis und so können heute LC4 Modelle nicht preiswerter angeboten werden. 

 

Bei gleichzeitiger Betrachtung der hohen Produktionskosten, Entwicklungskosten für eine Euro 5 Norm Homologation sowie das neue 790er Konzept, das preislich ganz Dicht am heutigen LC4 liegt macht es für KTM keinen Sinn, den LC4 in heutiger Form über 2019 hinaus in KTM oder Husqvarna Modellen weiter zu verbauen.

LC4 2012-2016 (grau) verus LC4 2017 (orange)
LC4 2012-2016 (grau) verus LC4 2017 (orange)

Kommt ein LC4 Nachfolger?

Es gibt immer wieder unklare Informationen und Gerüchte dass ein LC4 Nachfolger entwickelt wird. Klarere oder konkrete Informationen sind nicht zu erfahren. Aus Sicht der heutigen KTM Baukastenpalette mit 390, 790, 1090 und 1290 erscheint ein 590er Baukasten sehr sinnvoll. Auch aus Sicht einer vollständigen Modellpalette fehlen heute KTM Modelle im 7-8 Tausend Flocken Segment.

 

Wenn wir träumen dürfen wünschen wir uns einen neuen LC4 in der unter 600ccm Klasse. Damit würde die Legende auch zu ihren Wurzeln zurückkehren. Der erste LC4 1987 hatte 553cm! Jedoch scheint KTM nicht alles zu Tode zu rechnen und so deuten einige Zeichen darauf hin, dass der LC4 ein Revival in einer KTM Enduro erleben wird.